In einem chinesischen Spruch heißt es: „Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln“. Ein liebevolles Lächeln, ein aufmunterndes Lächeln, ein verschmitztes, ein mitfühlendes, ein freches Lächeln, es gibt so viele Arten und noch dazu so viele Gelegenheiten dafür. Und oft werden dann die Worte, die man sagen möchte, ganz unwichtig.
In Zeiten von Facebook, Twitter und anderen Online-Kanälen verliert das Lächeln leider an Bedeutung und wird ersetzt durch das lieblose Häkchen auf dem ‚gefällt mir‘ Button oder einem Smiley-Icon am Ende einer Shortmessage. Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist heute eine SMS, eine Mail oder sogar ein Anruf. Wenn meine Töchter ihr Handy mal zu Hause vergessen haben, sind sie hibbeliger als ein Asthmakranker ohne sein Pumpspray.
Diese schlichte Art von Kommunikation hat es in verschiedenen Formen schon immer gegeben. Seine persönliche Meinung via T-Shirt, Heckscheiben-Weisheiten, ‚Atomkraft-Nein-Danke‘-Stickern oder Ed Hardy Kappen mitzuteilen, ist ein alter Hut. Um mittels Auswahl seiner Bekleidung die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Interessensgemeinschaft auszudrücken, lassen sich die Menschen viel einfallen. Wer beispielsweise über den T-Shirt-Aufdruck ‚Hardrock Café Bangkok‘ seiner Umgebung mitteilen will, dort Gast gewesen zu sein, spart wertvolle Zeit. Derweil kann er sich um den Mikrokosmos an seinem Handgelenk kümmern, wo zwischen den verplombten Stoffbändchen vom Rock am Ring Festival 2008, 2009 sowie 2010 und den All-Inklusive-Bändern der letzten Goldstrandurlaube in Bulgarien noch Reste von Cocktail-Garnituren kleben.
Man kann auch mit der bloßen Haut kommunizieren: Sonnenbank­­bräune, Zeckenblässe oder Schamesröte sind dabei die Basistöne. Wer ins Detail gehen will, lässt sich darüber hinaus ein Tattoo unter die Haut stechen. Wenn ich dann aber hemdsärmelige Bilderbuchbrüder am Alten Markt hinter ihren Weizenbiergläsern sehe, reduziert sich deren Kommunikation auf rudimentäre Aussagen wie „…Häwwi Mättel? Findischaujeil!“ Da lob ich mir doch David Beckham, dessen Body biblische Bilder seiner Kinder und Hindi Zitate zieren.
Als Freund des Außergewöhnlichen spiele ich seit Längerem mit dem Gedanken, mir den Streckenverlauf der A 61 zwischen Kerpener Kreuz und Venlo aufs Schienbein tätowieren zu lassen – der Rücken ist bereits reserviert für den neuen U-Bahn-Plan der Wehrhahnlinie in Düsseldorf. Bin ich denn schon Trendsetter, bloß weil ich ’nen Hollister Pulli trage, oder darf ich auch mal was anziehen, weil´s mir gerade gefällt?!?! Weil in diesem Jahr große Uhren en vogue sind, brauch ich mir doch keine Bahnhofsuhr ans Handgelenk zu hängen, oder? Vor Jahren waren die schwarzen Plastikhalsbänder im Henna-Stil trendy – wäre heute ’ne Mutprobe, damit in die Stadt zu gehen.
Alles hat seine Zeit und kehrt auch wieder. Ich freu mich schon auf die Ära, wenn die hellblauen Fell-Buffallo-­Boots wieder in sind – meine sind nämlich noch ganz in Ordnung. Dann verschwinden die Converse Chucks wieder im Schuhkeller und beim Durchblättern, beziehungsweise ‚Nach-links-Verschieben‘ der alten Bilder fragen wir uns: „Wie sind wir eigentlich damals rumgelaufen?“ Damals war aber früher immer mindestens 20 Jahre her. Heute lachen wir schon über die Brillenmode der Vorsaison.
Aber wie heißt es so schön: Die Zeiten ändern sich. Doch eigentlich ändern sich nur die Menschen. Die Zeiten bleiben immer die gleichen: Nach dem Frühjahr kommt der Sommer, dann der Herbst, schließlich der Winter…
Ihr Gregor Kelzenberg