Fährt man aus Richtung Rheydt kommend nach Rheindahlen, so liegen rechts und links neben der Landstraße die Dörfer Genhülsen, Günhoven und Voosen. In diesen Dörfern lohnt sich immer ein gastronomisches Intermezzo. Ganz besonders schön ist es im Sommer –  wenn es mal nicht regnet. Man setzt sich auf den Drahtesel, fährt durch den Stadtwald, über die Felder und kommt dann plötzlich in Voosen aus.
Ich stehe heute nun vor dem Weinhof Voosen und für mich erheben sich Reminiszenzen an den französischen Teil unseres vereinten Europas.
Eine grob geputzte, weiß gekälkte Wand dient als Bühne für das üppige Grün, das hier ganz offensichtlich einige Vögel beheimatet, die uns eifrig und lautstark begrüßen. Nicht nur die Vögel fühlen sich ganz wohl hier in oder an diesem alten Gemäuer, das früher mal eine Sauerkrautfabrik beheimatete. Nunmehr gibt es hier seit fast 30 Jahren den Weinhof. Frau Jutta Peiffer hat ihn in den letzten 19 Jahren kontinuierlich weiter ausgebaut, verbessert und auch den Genuss von Bier zugelassen. (Das war früher verpönt.)
Heute, früh am Abend, begrüßt sie uns mit einem strahlenden Lächeln und sagt: „Ich bin gleich wieder da, ich muss nur schnell frische Milch holen. Heute wollen wir einen Käse selber machen.“ Nun gut, das ist ja mal was anderes. So frage ich die ebenfalls freundliche Bedienung, an welchen Tisch wir uns denn setzen dürfen. Hier im rechten Teil des alten Gemäuers findet man urgemütliche Sitzecken auf verschiedenen Ebenen, die Staffage ist aus allen Stilepochen zusammengewürfelt und strahlt auf mich in Verbindung mit der Beleuchtung und dem Kerzenlicht eine beruhigende Gemütlichkeit aus. Wir nehmen im unteren Geschoss auf einer Ecksitzbank Platz, und ich beanspruche für mich den sehr bequem aussehenden alten Lehnstuhl am Kopfende des Tisches. Unser mit einer weißen Decke eingedeckter Tisch ist mit meiner Lieblingspflanze, dem Lavendel, geschmückt. Hier unten auf diesem Stuhl unter den dunklen rustikalen Holzbalken könnte ich in angenehmer Gesellschaft und bei guter Verköstigung sehr lange sitzen bleiben.
Zur Feier des Abends starten wir mit einem Gläschen Rieslingsekt von Molitor. Traditionelle Flaschengärung – ich sage Ihnen: ein echter Gaumenkitzler! Sehr gut gekühlt und mit prickelnder Frische, ein guter Einstieg nicht nur am Abend, sondern auch schon am Morgen – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – ein feiner Stimmungsmacher.
Mit dem ersten Glas Sekt von der Mosel erhalten wir ein Körbchen mit knusprigem Brot und einer hausgemachten Käsecrème. Die Speisenkarte wird uns geöffnet übergeben, und in aller Ruhe beginnen wir mit der Auswahl unserer Speisenfolge. Das junge Personal ist freundlich und serviceorientiert.
Der Voosener Antipastiteller, die Kartoffelsuppe mit Streifen vom frischen Lachs als Vorspeise und als Hauptspeise Pauls Lachs und die Lammkoteletts mit Ratatouille.
Aber Vorsicht, schon der kleine Antipastiteller ist gut für drei Personen: eingelegte Paprikastreifen, gegrillte Champignons, Aubergine mit Käse überbacken, Melonenschiffchen mit Parmaschinken, Hackfleischbällchen mit Balsamicodressing und eine kleine Crespelle Florentine mit Spinatfüllung als leckere Überraschung, das alles für 15 €.
Die sämige, gut duftende Kartoffelsuppe mit dem frischen Lachs brauchte für mich noch etwas schwarzen Pfeffer und war damit sehr gut abgeschmeckt. Als Weinbegleitung haben wir den Weißwein von der Ahr auserkoren. Ein goldgelber Riesling vom Weingut Meyer-Näkel mit einer sehr leichten Roséfärbung. Gerade so, als ob nur kurz ein Goldfisch eingetaucht wäre. Ein trockener Wein mit fruchtigem Abgang.
Wir bleiben auch während der Hauptspeisen bei diesem Wein und stellen fest, dass er auch sehr gut zu gebratenem Fisch getrunken werden kann. Pauls Lachs zum Beispiel ist gut angebraten und liegt an einer feinen exotischen Sauce von Koriander, Ingwer und Kokos. Ein Reis-Timbale und frisches, knackiges Gemüse der Saison ergänzen diese Hauptspeise. Wer gerne exotische Saucen mag, sollte unbedingt beim nächsten Besuch an Paul denken.
Die Koteletts vom Lamm sind mit gehacktem Knoblauch bestreut und die frischen Kräuter mit Ratatouille lassen das Gefühl der Provence aufkommen. Die leckeren Bratkartöffelchen gehören einfach dazu und sind wohl auch typisch für dieses Gericht.
Da wir nun irgendwie französisch angehaucht sind, möchten wir noch eine kleine Käseplatte mit einem frischen jungen Rotwein als Schlusspunkt des heutigen Abends genießen.
Der Rotwein kommt aus Argentinien und der Käse aus Holland (gaaanz alter), Spanien (Manchego) und Frankreich (vergessen) – ein internationaler Abend wird genüsslich beendet.
An schönen Sommertagen ist auch der Hofgarten im Weinhof sehr zu empfehlen.
Im Übrigen eignet sich der Weinhof Voosen gut für Familien, die gerne feiern und besondere Festlichkeiten in einem anderen Rahmen wünschen.
Wein, Weib und Gesang – was will man mehr?
Ihr LeckerSchmecker Jean Jacques
 
Weinhof Voosen
Voosen 51a // MG
Fon 02161.581027 // www.weinhof-voosen.de
Mo – Sa ab 18 Uhr // So ab 17 Uhr