Es gibt Statistiken, bei denen man sich durchaus vorstellen kann, dass sich ein Trainer sie zunutze macht: Pass-Statistiken etwa, Laufwege oder eine Übersicht über Flanken und Torschüsse beim Gegner. Die Datenflut, die mit jedem Bundesligaspieltag angeschwemmt wird, nimmt mittlerweile unglaubliche Züge an, ein Spiel lässt sich in unendliche Datenkolonnen aufdröseln.

Foto: Dieter Wiechmann


Lucien Favre, der Trainer von Borussia Mönchengladbach, ist durchaus dafür bekannt, sich akribisch auf jeden Gegner vorzubereiten. Dabei zählt für den Schweizer neben der Analyse von Zahlenmaterial aber vor allen Dingen das ausgiebige Videostudium von Borussias Gegnern. Schon einige Male konnte Borussia den teilweise personell stärker besetzten anderen Teams auf diese Weise in taktischer Hinsicht den Zahn ziehen – in der vergangenen Saison vor allem im Heimspiel gegen Borussia Dortmund oder in der Partie bei Hannover 96 zu sehen.
In dieser Spielzeit war dies beim 1:0-Sieg beim FC Bayern München zu beobachten, als das Starensemble des Rekordmeisters gegen die dicht gestaffelte und blendend organisierte Hintermannschaft des VfL nicht zur Entfaltung kam. Diese drei genannten Siege waren im Übrigen nicht nur Erfolge gegen Top-Teams der Liga, sondern auch Siege über die Statistik. Denn seit Lucien Favre im Borussia-Park das Sagen hat, haben sich die Borussen als echte ‚Serien-Killer‘ hervorgetan. Los ging alles im März des Jahres mit dem 2:0-Sieg gegen 1899 Hoffenheim – gegen die Kraichgauer konnte der VfL bislang überhaupt noch nicht gewinnen.
Weiter ging es mit dem angesprochenen 1:0 über Borussia Dortmund, gegen die es fünf Jahre lang keinen dreifachen Punktgewinn zu bejubeln gab. In Hannover (1:0) gewann Borussia in der Bundesliga zuletzt 1989, gegen den VfL Bochum (1:0 in der Relegation) 1997.

Foto: Dieter Wiechmann


In der aktuellen Saison 2011/12 setzte Borussia diesen Trend fort: Der 1:0-Starterfolg beim FC Bayern München hatte beinahe historischen Charakter, hier konnte man überhaupt erst einmal, und das 1995, gewinnen. Der Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg am dritten Spieltag war der erste Erfolg über die ‚Wölfe‘ seit fünf Jahren – Favres Borussia hat eben keine Angst vor den sogenannten ‚Angstgegnern‘. Und so kann es natürlich gerne weiter gehen.
Nach dem vermeintlichen ‚Hammer-Auftaktprogramm‘, das Borussia blendend gemeistert hat, stehen nun Spiele gegen Mannschaften an, deren Start in die Saison nicht ganz so geglückt ist: gegen den 1. FC Kaiserslautern (Samstag, 10. September, 15.30 Uhr), beim Hamburger SV (Samstag, 17. September, 15.30 Uhr) und gegen den 1. FC Nürnberg (Samstag, 24. September, 15.30 Uhr).
Auch auf diese Spiele wird sich Lucien Favre akribisch und genau vorbereiten und die richtigen Antworten auf die Stärken des Gegners finden – und sich nicht von historischen Statistiken beeinflussen lassen.