Das Bild passt nicht ins Bild. Die Grüntöne harmonieren zwar perfekt mit den Erdtönen der Sofalandschaft. Aber beim Blick durch den Sucher der Kamera wirkt das Ensemble zu blass. „Vielleicht könnten wir das Bild da drüben nehmen?“, fragt Monique Zöllner und deutet auf einen roten Frauen-Akt. Die Bilder werden umgehängt, aber die Fotografin ist noch nicht zufrieden. „Es ist zu groß für die Ecke“, befindet die 34-Jährige. Also wieder umhängen. Ein neues Bild wird gefunden und macht das Set für das Shooting bei Wohnart komplett. Monique Zöllner setzt eine neue Foto-Strecke für das Urbano-Magazin um.
„Ich mag die Emotionen und den Ausdruck, den Menschen auf den Bildern haben“, sagt sie. Ihr Lieblingsfotograf ist Patrick Demarchelier. Der Franzose steht in dem Ruf, genau den Moment einzufangen, in dem das Model den Fotografen vergisst und ihm seine Persönlichkeit offenbart. Auch Monique Zöllner ist bei ihren Shootings auf der Suche nach diesem besonderen Moment. Ihr zurückhaltender Charakter hilft ihr dabei. Mit ihrer leisen Stimme wirkt sie auf Models und Stylisten beruhigend, ihre Sätze sind konzentriert und klar formuliert. Das Ergebnis sind Fotos, auf denen man sieht, dass die Beteiligten die Kamera vergessen haben.
Die Fotografin kommt den Menschen, die sie aufnimmt, unaufdringlich nah. So gelingt es ihr, an einem Hochzeitstag tiefe Gefühle und fröhliche Momente einzufangen, wenn sie zum Beispiel eine Braut den ganzen Tag begleitet. Ihre zurückhaltende Art beruhigt nicht nur nervöse Bräute. Auch bei den Urbano-Shootings ist Monique Zöllner der ruhende Pol inmitten hektischer Betriebsamkeit. Dabei verzichtet sie keineswegs auf Spontaneität. „Die Fotos entstehen auch aus dem Moment heraus“, sagt sie. „Ich schau mir die Location zwar vorher an, aber wenn es soweit ist, will ich einfach nur machen und sehen, was passiert.“
Urbano-Leser können die außergewöhnlichen Fotos, die dabei entstehen, jeden Monat in der aktuellen Ausgabe sehen. Denn Monique Zöllner setzt im Urbano Magazin immer ein anderes Thema in Szene: fröhliche Fußballerinnen für das Juni-Heft, Sommer in der Stadt im Juli, Mode in Mönchengladbach in der September-Ausgabe, Technik im Oktober.Ihr Talent entdeckte Monique Zöllner mit 18 Jahren. Während ihrer Ausbildung zur Porzellanmalerin in Meißen nahm sie zum ersten Mal eine Kamera in die Hand. Ein Profi gab ihr Tipps zu Lichtverhältnissen und Blendeneinstellung, sie übte sich in Motivsuche und Porträtfotografie und lernte, in einem kleinen Labor Bildabzüge in Schwarz-Weiß zu machen. „Im Keller unseres Lehrlingswohnheims habe ich die ersten Aktfotos gemacht“, erinnert sich Monique Zöllner.

In Meißen perfektionierte sie die Präzision in ihrer Arbeit. „Das war eine tolle Zeit“, sagt sie. „Im ersten Jahr haben wir gar kein Porzellan bekommen, sondern nur auf Papier die Muster geübt.“ 36 verschiedene Blumen zieren das Porzellan – jeder Pinselstrich ist exakt vorgegeben. Weil ihr das Arbeiten nach vorgegebenen Mustern zu wenig war, machte sie eine Ausbildung zur Grafik-Designerin. Heute ist sie als Senior Designerin – seit nunmehr zehn Jahren – in einer namhaften Mönchengladbacher Agentur angestellt. Die Fotografie schlief etwas ein – bis sich Monique Zöllner 2007 eine Digitalkamera kaufte. In Seminaren und ersten Test-Shootings mit Models baute sie ihre Fähigkeiten aus. Mit ihrem ungewöhnlichen Blick auf Menschen und Situationen setzt die Grafik-Designerin heute nebenberuflich Hochzeitspaare in Szene, porträtiert Frauen und Männer, macht Modefotografien und rückt Unternehmen ins rechte Licht.
 
Garnet Manecke
www.moniquezoellner.de