Leonardo da Vinci 'Vitruvmann'


Vielleicht ist es Ihnen auch schon einmal so ergangen. Da sieht man ein Möbelstück und meint: „Das ist es“. Denn Stil, Farbe oder Material scheinen vortrefflich auf das vorhandene Mobiliar abgestimmt. Steht es dann an seinem Platz, kann es passieren, dass es so gar nicht harmonieren will. Ursachen dafür können in der gewählten Größe oder Form liegen. Erst ein ausgewogenes Verhältnis der Proportionen empfinden wir als angenehm, harmonisch oder gar schön.
Aber was ist schön? Meist haben wir ein klares Empfinden für vermeintlich schöne Dinge, Pflanzen, Tiere und Menschen. Dieses zu begründen, fällt jedoch schwer. Wissenschaftler haben sich auf der Suche nach einer allgemeingültigen mathematischen Schönheitsformel der Erkenntnisse des Goldenen Schnittes bedient. Dieser beschreibt ein Proportionsverhältnis, welches seit vielen Epochen in fast allen Kulturen unserer Welt in der Architektur aber auch der Musik, Malerei und Naturwissenschaften wiederzufinden ist. Die Kenntnis über den Goldenen Schnitt lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen und wird seitdem mit Ordnung, Einklang und dem Empfinden für Schönheit verbunden.
Der Goldene Schnitt beschreibt die Teilung einer Strecke in zwei Teile, sodass der kleinere Teil (Minor) sich zum größeren Teil (Major) genauso verhält, wie der größere Teil zum Ganzen. Daraus ergibt sich ein Größenverhältnis von ca. 3:5.
Mein Tipp: Berücksichtigen Sie dieses Größenverhältnis einzelner Möbelstücke zueinander und entsprechend Ihres Raumes. So erzielen Sie ein harmonisches Gesamtbild.
Das Wissen über die Wirkung von Symmetrien und das Proportionsverhältnis des Goldenen Schnittes machten sich bereits die Architekten des Parthenon zu Athen (450 v.Chr.) zunutze. Dieser bekannte klassische Bau gilt heute als das schönste und vollendetste Bauwerk der antiken griechischen Architektur. Aber auch in berühmten sakralen Bauten – wie der alten Petersbasilika in Rom oder dem Kölner Dom – findet sich der Goldene Schnitt wieder.
Nachdem auch in der Natur dieses Größenverhältnis nachgewiesen werden konnte, weiß man heute, dass es keine Erfindung des Menschen ist, sondern eher eine Gesetzmäßigkeit der Natur, die unserem subjektiven Schönheitsempfinden gleichkommt.
Vor 150 Jahren vermaß der Mediziner Adolf Zeising den menschlichen Körper. Bei den Vergleichen untereinander und mit bekannten klassischen Statuen der Antike konnte Zeising sehr beeindruckend eine anatomische Verhältnisgenauigkeit nachweisen, deren Gliederung dem Goldenen Schnitt entspricht. In jüngerer Zeit haben Wissenschaftler auf der Suche nach der Schönheitsformel Gesichter vermessen und herausgefunden, dass symmetrische Ordnung und eine proportionale Verhältnismäßigkeit durchaus Schönheitskriterien sind.
Jedoch ist eine einheitliche Formel, die Schönheit definiert, bis heute nicht gefunden worden. Schönheit nehmen wir im Kontext des Ganzen wahr und sie ist stets von einem natürlichen, irrationalen Zauber umgeben, der sich in keine Formel einbinden lässt.
Übrigens begegnet uns der Goldene Schnitt auch im täglichen Leben. Wussten Sie, dass das Maß einer DIN A 4 Seite dem Goldenen Schnitt entspricht?
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, was aus der roten Couch geworden ist? Vorweg: Wir lieben sie! Denn nachdem wir Möbel verrückt und einen Schrank rausgeschmissen haben, steht sie nun solitär und fett an dem Platz, an dem wir schon mal eine Yogamatte ausgerollt hatten, um uns an Pilatesübungen zu versuchen. Stattdessen gibt es jetzt lange gemütliche Abende mit ‚Pretty Woman‘ und Rotwein.

Ihre
Katrin Hoppen