Fährt man vom Zentrum unserer großen Stadt in westliche Richtung, gelangt man nach Hardt.
An der alten Wegekreuzung von Dahlem zu Gladbach und den Niederlanden wurde hier vor 300 Jahren diese Restauration gegründet. Heute ist sie seit mehr als 100 Jahren im Besitz der Familie Kasteel, die dort ihr Hotel und Restaurant betreibt.
Früher versorgten hier die Kutscher ihre Pferde und nahmen ihr Mahl zu sich, heute besuchen die Spesenritter und Gourmets diese Bastion der guten Küche und des ländlich gehobenen Stils.
Es herrscht eine sehr beruhigende Atmosphäre durch die dezent gehaltene Einrichtung.
Das Wohlgefühl wird gesteigert, durch die gelungen eingedeckten Tische. Nicht zu viel und nicht zu wenig wurde hier arrangiert.
Wir haben das Glück, noch einen der acht Tische an diesem frühen Abend zu bekommen. Der freundliche Service platziert uns gewandt und bietet zur Eröffnung einen Auszug von Mandarinen, aufgefüllt mit Prosecco, an. Prima, das nehme ich und für meinen Freund ein Veltins Pils bitte.
Übrigens wird hier mehr Wein und Wasser getrunken als Bier. Somit ist klar, dass wir nur eine gängige Sorte Bier vom Hahn erwarten dürfen.

 
Als Vorspeise erlaube ich mir das Zweierlei von der Gänsestopfleber mit Shiitakepilzen, gepaart mit einer Praline von der Gänsestopfleber im Sesamkrokant.
Dazu eine hausgemachte Brioche.
Meine Begleitung entscheidet sich für den marinierten Thunfisch mit Jakobsmuscheln auf hauchdünnen Scheiben von der Gurke mit Wasabi.
Die Küche schickt uns als kleine Aufmerksamkeit vorweg eine Essenz vom Hirsch im Schnapsglas und ein kleines Tatar vom Lachs auf Joghurtsauce mit einem Minirösti. Köstlich, da könnte ich schon laut ‚Hurra‘ schreien.
Nun bekomme ich einen offenen Weißwein aus Neuseeland – Waiarapa Johner, frisch fruchtig mit einer Note vom Gewürztraminer. Interessante Erfahrung, aber für mich nicht der Richtige.
So bestelle ich mir ein deutsches Tröpfchen vom Kaiserstuhl, Weißburgunder und Chardonnay vom Weingut Karl Johnen. Oh ja, der passt mir doch viel mehr zum heutigen Essen, das mit der  Hauptspeise vom Steinbutt gekrönt werden soll. Natürlich hätte ich auch einen anderen Wein aus der zehn Seiten starken Weinkarte auswählen können, allerdings fand ich gerade diesen Wein spannend.
Die Vorspeisen werden rechtzeitig serviert. Ich denke, man kann zu Recht behaupten, dass wir heute in einem der besten Lokale unserer Stadt zu Gast sind. Bei der Praline von der Gänsestopfleber im Sesamkrokant hätte ich beinahe applaudiert – einfach großartig.
Mein Freund entscheidet sich für die mit Lindenblütenhonig lackierte Entenbrust als Hauptspeise und nimmt dazu einen offenen Tinto Crianza vom Weingut Castillo Perelada. Das Glas für 860 Cent.
Der Wein trifft genau seinen Geschmack. Kein Wunder, haben die Spanier doch eine
2000-jährige Weinanbaugeschichte, darüber könnte man sehr viel schreiben. Als Crianza bezeichnet man Weine,
die ein Mindestalter von 2 Jahren haben und anschließend noch eine Zeit im Barrique ausgebaut werden.
Der Steinbutt gehört zur Sorte der Plattfische. Er trägt seine Augen auf der linken Körperflanke.
Ein köstlicher Fisch, weißes Fleisch, fest und fein im Geschmack. Das Filet davon in der Pfanne in etwas Butter angebraten, dazu Julienne von der Roten Beete, ein paar sorgfältig arrangierte Schupfnudeln und ein paar Shiitakepilze – fertig ist das Gericht. Es erfordert Können und Experimentierfreude, diese einzelnen Geschmacksträger zu einem harmonischen Ganzen zu kreieren. Ebenso die Entenbrust, fein rosa gebraten, aufgefächert mit den ausgesuchten Zutaten – wie ein Gemälde auf dem Teller angerichtet.
Als Dessert wünschen wir uns die Crème brûlée, aromatisiert mit Tahiti Vanille sowie das Schokoladensoufflé von der Zartbitter-Schokolade.
Unser aufmerksamer Service bedient uns in Ruhe und achtet darauf, dass unsere Gläser stets gefüllt sind.
Und dann kam sie – die im 17. Jahrhundert in England erfundene Crème.
Wie aus dem Bilderbuch – schön karamellisierte Oberfläche, innen noch kühl und von fester Konsistenz, so liebe ich dieses in einer weißen, flachen Porzellanschale servierte Dessert. Einfach klasse.
Das Schokoladensoufflé sah auch überwältigend aus. Man braucht schon Erfahrung in der Küche, um diesen Hauch perfekt herzustellen. Leider wurde der Genuss des Bilderbuchsoufflés dadurch beeinträchtigt, dass der Eiweißgeschmack zu intensiv durch­dringen konnte. Nun denn, dann nehmen wir eben noch einmal die Crème brûlée und verbuchen das unter ‚da steckt man ja nicht drin‘.
Zum Abschluss eines wunderbaren Essens erhalten wir als kleine Aufmerksamkeit aus der Küche noch ein paar hausgemachte Mandelbögen, zu denen wir uns einen Espresso bestellen.
Insgesamt ist unser Besuch im Lindenhof eine Bereicherung. Natürlich ist es hier preislich etwas höher angesiedelt, aber dringend empfehlenswert, um die gehobene Küche am westlichen Stadtrand  kennen zu lernen.
Fazit: Hardt ist eine Reise wert.
www.lindenhof-mg.de