Wofür ist der Kellner denn sonst da, als sich um das Wohlergehen seiner Gäste zu kümmern? Dafür wird er ja schließlich auch von dem Geld der Kunden, die er bedient, bezahlt. Muss ich erst winken wie ein Ertrinkender, damit der Ober auf mich aufmerksam wird? Vielleicht hätte ich in der Reservierungsmail erwähnen sollen, dass wir beim Besuch des Restaurants auch beabsichtigen, etwas zu essen und zu trinken. Kurz bevor meine Frau mich davon abhält, die Gardinen anzuzünden, bemüht sich ein Ober an unseren Tisch und nimmt schon mal die Getränke auf.
Kennen Sie auch die Experten, die dann meinen, sich nichts aufschreiben zu müssen? Statt vier Pils, einem Alt, ´nem Kölsch und zwei trockenen Grauburgundern kommt der Kellner dann noch zwei bis dreimal fragen: „Spezi mit gelber oder weißer Limo?“ Nach 3 Minuten: „äh …wegen der Pils – Bitburger oder Warsteiner?“ Weitere 5 Minuten später: „Das Kölsch im Stängchen oder im Tönnchen?“ Seine Fachkraftkollegin schwebt nach gefühlten 20 Minuten an unseren Tisch mit der Eröffnung: „So die Herren, hier sind schon mal die fünf Weizen.“ Ich freu mich schon auf die Bestellung der Speisen!
Im Wintersport hab ich bereits mehrfach erlebt, wie fünf flinke Kellner in einer Mittagsschicht auf einer rappelvollen Hütte mehr Umsatz machen als manch ein Wirt am ganzen Wochenende. Und jeder Gast wurde trotz Enge und Hektik schnell und freundlich bedient. Das muss jetzt nicht unbedingt daran liegen, dass man in Österreich war. An der Höhenluft hat´s wahrscheinlich auch nicht gelegen. Sie zeigen vielmehr: Nachdenken bei der Arbeit hilft ungemein, nicht nur dem Gast

Um es dem Service in hiesigen Restaurants etwas zu erleichtern, sind die Gerichte auf den Speisekarten oft durchnummeriert. „Wir nehmen vorweg zweimal die 5, dann für meine Frau die 22 und für mich die 32 – aber bitte ohne Kapern!“ Der Kellner wiederholt die Zahlen und nennt dazu jeweils Gerichte, bei denen er zwei Zeilen nach oben oder unten verrutscht sein muss. Vielleicht hat er ja auch die Seitenzahl oder das Datum dazu addiert, man weiß es nicht. Manchmal nenn ich auch den Namen des Gerichtes und der Kellner antwortet mürrisch: „Nummer?!?“

Beim Italiener geht natürlich ein Stück vom Unterhaltungsfaktor verloren, wenn ich statt Nummer 126 ‚Knotschi‘ bestelle und mein schlauer Schwager mich korrigiert: „…Nun – der Italiener sagt Njjjjokki, weißt Du?“ Der sizilianische Chiantiträger hätte mir schon das Richtige gebracht.
Auch beim Spanier ist es amüsant zuzuhören, wie der Gast sich selbst beim Bestellen in mallorquinische Urlaubsstimmung versetzt, indem er dem Kellner die komplette Bestellung im VHS-Abendkurs-Spanisch vorstottert. Dieser versteht jedoch kein Wort, denn der vermeintlich spanische Kollege war erst zweimal in Spanien: einmal auf Abi-Fahrt in Lloret de Mar und zum 75. Geburtstag der Großmutter in Pamplona.
Gut, dass wir beim Chinesen meist unser Essen selbst am Buffet zusammenstellen. Bei falscher Aussprache oder Betonung auf der letzten Silbe bekäme sonst noch jemand die Meerschweinchenrippchen mit Amselwaden. Wobei der obligatorische Ping-Pong-Schnaps, den der Kellner lächelnd mit der Rechnung serviert („Geht auf´s Haus.“), schmeckt so gar nicht nach ‚Auf Wiedersehen‘. Bei mir hinterlässt der Pflaumenlikör eher die warnende Note: ‚Meide diesen Ort, kehre nie wieder zurück.‘
Da lob ich mir doch meinen Griechen mit seinem charakteristischen Ouzo. Der schmeckt zwar auch nicht, macht aber ein glänzendes Fell und lässt mich auf dem Nachhauseweg den ein oder anderen Nachbarn kennenlernen. Hier sind im Übrigen auch die Kellner auf Zack, notieren sich die Wünsche der Gäste und bringen nicht nur das, was wir bestellt haben, sondern auch noch ´n Ouzo.
Na dann, Yamas!
Ihr Gregor Kelzenberg