Seit ein paar Monaten sind Lesegeräte für E-Books schon ab etwa 60 Euro zu haben. Die einfachste Version von Amazons ‚Kindle‘ kostet derzeit auch nur 99 Euro. Das ist Grund genug, sich einen aktuellen Überblick zum Thema zu verschaffen. Eines vorweg: Im Mittelpunkt steht die Frage: Amazon oder nicht?

Lesegefühl

Für den Komfort gibt es nur eine klare Empfehlung: Setzen Sie auf E-Ink, vermeiden Sie LCD-Technik. E-Ink benötigt nur dann Strom, wenn Sie umblättern und ist deutlich schärfer und daher entspannter zu lesen. Ein Reader, der schon nach drei bis vier Stunden aufgibt, nervt außerdem sowieso. Ein weiterer Nachteil der LCD-Reader ist das deutlich höhere Ge-wicht. Ein Taschenbuch wiegt um die 250 Gramm, ein E-Ink Reader deutlich weniger, ein LCD Reader aber bis zu 450 Gramm. Man darf aber nicht vergessen, dass E-Ink nur Grautöne darstellt und das Display keine eigene Beleuchtung hat. E-Ink wird unter anderem verwendet bei Amazon, Sony, Kobo und Iriver.

 Wie ist das Angebot und was kosten die Bücher?

E-Books sind in der Regel etwa 25 Prozent günstiger als das gedruckte Buch. Es gibt bei jedem Anbieter auch eine in die Tausende gehende Anzahl von freien Klassikern der Literatur. Was die Größe des Angebotes anbelangt, gibt es zwischen den Großen der Szene – Libri, Thalia und Amazon – auch in Deutsch keine großen Unterschiede mehr. Das war vor einem Jahr noch ganz anders, Amazon hat da mächtig aufgeholt.

Bei den großen E-Book-Händlern bekommen Sie derzeit 92 % der aktuell gefragten Belletristik, knapp 70 % der aktuell gefragten Sachbücher und etwa 40 % der älteren Bestseller oder Klassiker, letztere häufig umsonst.

Nicht alle E-Books werden rechtmäßig erworben. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels klagt laut einer Studie der GfK über eine riesige Zahl an illegalen Downloads über die üblichen Tauschbörsen. Bei genauerer Betrachtung der Studie fällt auf, dass die Verkäufe mindestens ebenso stark steigen wie die Zahl der Downloads – ein Effekt, den wir schon im Zusammenhang mit der Musiktauschbörse Napster beobachten konnten: Filesharing beflügelt den Markt.

Wie funktioniert die Lizenzierung?

Es gibt zwei fast vollständig geteilte Lager: zum einen Amazon mit dem proprietären Format AZW, zum anderen das fast durchgängig vertretene Epub, darüber hinaus auch das von allen Plattformen akzeptierte PDF. Durch die Entscheidung beim Kauf des Readers legen Sie sich weitgehend fest, woher Sie in Zukunft E-Books beziehen möchten. Dass dieser Umstand zur doch eher schleppenden Verbreitung der Lesegeräte beigetragen hat, könnte durchaus sein. Wie auch immer, da die Geräte mittlerweile zum Preis einer Konzertkarte zu haben sind, wollen wir sie quasi als ‚Adapter‘ betrachten…

Die Lesegeräte sind fest mit Ihrem Konto beim Online-Buchhändler verknüpft. Der persönliche Bestand an E-Books wird bei der Anschaffung des Readers und bei der Buchbestellung synchronisiert. Ein Kopierschutz besteht bei allen gekauften E-Books. Verschenken oder Verleihen gelesener Bücher ist nicht möglich. Ausnahmen von dieser Regel gibt es bei Amazon:

• Ein Amazon-Konto kann mit bis zu sechs Readern genutzt werden. Allerdings kann ein Kindle nur mit einem Konto verknüpft werden, man sollte daher innerhalb der Familie nur ein Konto zum E-Book-Kauf verwenden.

• Meldet man sich mit seinen Anmeldedaten bei amazon.com an, kann man E-Books verschenken. Aber Vorsicht: Umtausch geht nicht. Diese Tatsache spricht bei allen Anbietern dafür, nur Gutscheine zu verschenken.

Insgesamt fühlt man sich als Benutzer von E-Books schon ein wenig gegängelt. Das früher übliche Weiterverleihen empfehlenswerter Bücher geht nicht mehr. Das relativ einfache Verknüpfen mehrerer Kindles mit einem Konto spricht auch deswegen am ehesten für einen Reader von Amazon.

Philipp Dawo