2012 hat uns schon voll in seinen Bann gezogen und die moderne Aussage ist: Entschleunigung. Und genau das erlebten meine Begleitung und ich in der Toscana von Mönchengladbach. Denn genau das ist der Slogan des Ristorante Giorgio in der Marienhofpassage.
Hier empfängt der Chef noch persönlich und hilft der Dame aus dem Mantel. Ein charmanter Willkommensgruß eben ganz italienisch. Wir werden an einen gemütlichen Tisch auf der Empore geleitet. Ganz gemein ist jedoch, dass direkt neben uns der Servierwagen mit den genüsslich anzusehenden Antipasti aufgebaut ist – zum Greifen nahe…
Als zivilisierter Mitteleuropäer beherrsche ich mich und bestelle uns einen Aperitif – natürlich einen Prosecco.
Die Speisekarte ist nicht sehr lang – muss sie aber auch nicht, denn das, was unsere Augen lesen, lässt uns schon das Wasser im Mund zusammen laufen. Hinzu kommen zwei große Schiefertafeln, auf denen weitere italienische Leckereien angeboten werden. Im Moment zum Beispiel ist Trüffelzeit und der Gast hat die Möglichkeit, sich individuell seine Speisen mit weißem Trüffel verfeinern zu lassen.
Als Vorspeise wählen wir die Tomatencremesuppe und die Jakobsmuscheln mit Safran-Sahne. Eigentlich ist dies ein Hauptgericht, jedoch für die charmante Servicemitarbeiterin kein Problem, dem Chef zu erklären, dies auch mal als Vorspeise reduziert zu servieren! Sehr gut! Denn jeder, der sich in diesen Service- und Küchenbereichen auskennt, weiß: Den Küchenchef zu überzeugen, ist nicht leicht.
Während wir das erste Stückchen frisch gebackenes Brot mit Burrino genießen, dazu einen Schluck Prosecco zu uns nehmen, setzt sie ein, die Entschleunigung. Heißt so viel, wie: Wir fühlen uns hier sehr willkommen.
Die Vorspeisen werden serviert. Schon die Präsentation der Suppe in einer kreativen Tasse lässt vermuten, wie schmackhaft sie ist. Die Bestätigung kommt sofort. Lecker!
Meine Jakobsmuscheln sind einfach ein Gedicht, nicht durchgebraten und schön angerichtet an Rucolasalat, napiert mit einer Safran-Sahne. Diese Kombination, verfeinert mit toskanischen Gewürzen, rundet diese Vorspeise zu einem Highlight ab.
Die sehr aufmerksame Bedienung fragt uns, wann sie den Hauptgang servieren darf. Das finden wir beide sehr angenehm und trägt zur weiteren Entschleunigung bei.
Meine Begleitung hat sich für Spaghetti ‚Giorgio‘ entschieden. In der Karte steht ‚Unsere Kreation‘. Was das heißt, wird mir klar, als die Spaghetti serviert werden. Angeschwenkt in Olivenöl, Knoblauch, Rucola und Peperoncino kommen die Teigwaren in einen großen Laib Parmesan. Alles wird mit dem zuvor abgehobelten Käse kräftig vermischt. Das gibt dem Ganzen seine besondere Note. Da war es wieder, dieses endlose Schweigen (ca. 30 sek), und dann die Aussage: „Das sind die besten Spaghetti der Welt!“ Vielleicht etwas übertrieben, aber einer WM könnte sich der Meisterkoch stellen.
Nun bin auch ich an der Reihe und gespannt, ob die Tagesempfehlung der Schiefertafel hält, was sie verspricht. Doradenfilets mit Trüffelcreme, fein auf einem Fischteller angerichtet. Dazu leicht angeschwenktes Wirsinggemüse, Karottenrauten und Thymiankartoffeln. Hervorragend!
Wir genießen und probieren mit so viel Freude, dass man schon am Nachbartisch Spaß hat und ein älteres Ehepaar uns ein Lächeln schenkt. Sie wissen genau warum – sind nämlich Stammgäste.
Ein Dessert passt heute nicht mehr, aber ein Kaffee und ein Grappa mit Giorgio und seiner Gattin.
Wenn eins klar ist: Wer italienisch entschleunigen möchte, der besucht das ‚Wohnzimmer‘ von Giorgio und lässt sich in der Toscana von Mönchengladbach verwöhnen.
Ihr LeckerSchmecker
Jean Jacques