Patrick Herrmann hat sich bei Borussia einen Stammplatz erkämpft – Vergleiche mit Marco Reus sind aber ‚übertrieben‘, so Trainer Lucien Favre.
Kaum eine Frage beschäftigte die Fans von Borussia Mönchengladbach und die Medienvertreter in der Winterpause so sehr, wie die nach der Nachfolge für den im Sommer zu Borussia Dortmund wechselnden Marco Reus. Gut 17 Millionen Euro werden durch den Verkauf des 22-Jährigen in die Vereinsschatullen Borussias gespült, eine Ausstiegsklausel im Vertrag ließ den VfL-Verantwortlichen keine andere Wahl, als ihren besten Offensivspieler ziehen zu lassen. „Das Geld fließt komplett wieder in die Mannschaft“, hatte Sportdirektor Max Eberl angekündigt.
Die große Frage aber ist: Ist Reus, der in der Hinserie mit zehn Toren und vier Vorlagen riesigen Anteil am Mönchengladbacher Höhenflug hatte und für viele Beobachter der beste Bundesligaspieler der Hinrunde war, überhaupt zu ersetzen? Den einen dicken Millionen-Transfer, das hat Eberl bereits angekündigt, wird es wohl nicht geben: „Wir werden nicht zehn oder zwölf Millionen Euro auf einen Spieler setzen. Dieser Transfer gibt uns die Chance, uns in der Breite noch besser aufzustellen.“ Beim Start in die Rückrunde, dem 3:1-Sieg gegen Spitzenreiter FC Bayern München, glaubten viele, bereits den Nachfolger Reus´ gesehen zu haben: Patrick Herrmann soll die interne Lösung heißen. VfL-Trainer Lucien Favre ist zwar überzeugt: „An Patrick werden wir noch viel Freude haben.“ Er sagt aber auch: „Ein Vergleich mit Marco ist übertrieben.“
Sicher, Herrmanns Auftritt gegen den Rekordmeister war aller Ehren wert, mit rasend schnellem Konterspiel und zwei frechen Toren war er so etwas wie der Matchwinner gegen die Bayern, auch gegen die Spitzenteams aus Leverkusen und Bremen traf und überzeugte er zuletzt. „Aber er ist erst seit drei Monaten Stammspieler“, so Favre. Seit dem neunten Spieltag, dem 2:2 gegen Bayer Leverkusen, steht der knapp 21-Jährige in Borussias Startelf, begünstigt durch eine Verletzung von Igor de Camargo. Der ist mittlerweile wieder fit – und sitzt für Herrmann auf der Ersatzbank.
2008 war Herrmann als U18-Nationalspieler vom 1. FC Saarbrücken zu Borussia gewechselt, wohnte im Internat und spielte für Borussias U19. Mit nur 18 Jahren machte er vor fast genau zwei Jahren sein erstes Bundesligaspiel. Gegen den VfL Bochum wurde er spät eingewechselt und bereitete Sekunden später den 1:2-Anschlusstreffer vor. Der Offensivspieler, in seiner Mannschaft ob seines Fliegengewichts nur ‚Flaco‘ genannt, ist ohne Frage hoch talentiert.
Schnell, technisch stark und vor allem vor dem gegnerischen Tor ungeheuer kaltschnäuzig. „Der Patrick“, so hört man aus dem Umfeld der Mannschaft, „der weiß gar nicht, wie gut er ist.“ Mittlerweile hat er rund 60 Bundesligaspiele auf dem Buckel, und allmählich mischt sich zum großen Talent auch die nötige Konstanz in den Leistungen.
Eine Konstanz, die Marco Reus seit 2009 beinahe Woche für Woche bringt – also nicht seit drei Monaten wie Herrmann, sondern seit drei Jahren.
Allein schon deshalb sollte er sich nicht in die Rolle des Reus-Nachfolgers schieben lassen, sondern weiter an seinem eigenen Weg arbeiten. „Patrick ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung“, sagt Teamkollege Mike Hanke. „Er will immer dazulernen.“