Bald wird uns der Frühling mit seinen kräftigen Farben und einem lauen Lüftchen aus der Wintermelancholie reißen, uns motivieren, im Garten zu buddeln, die Balkonmöbel aufzupolieren und die Fahrräder aus dem Keller zu holen. Zum Abschluss des Winters habe ich noch einmal ein Thema gewählt, mit dem ich Sie in das Reich der Sinne entführen möchte.

Die Anregung für dieses Thema erhielt ich, als ich kürzlich eine Bekannte in ihrem Büro besuchte. Der Raum war modern ausgestattet, sehr ordentlich und sauber, vielleicht etwas nüchtern und doch umgab uns eine wohlige Atmosphäre, die zum Kaffee einlud und uns spontan in Plauderstimmung versetzte. Der Zauber lag im wahrsten Sinne in der Luft. Es war ein Hauch von Vanille, der einer feinen Duftkerze entströmte und diesem Raum Gemütlichkeit verlieh.
Düfte sprechen den Instinkt an
Wir alle sind ständig von Düften umgeben. Meistens nehmen wir sie kaum wahr, wir mögen sie oder lehnen sie ab. Darüber entscheidet das emotionale Zentrum unseres Gehirns. Und wie alles andere, was wir emotional lernen, bleiben Geruchseindrücke langfristig in Erinnerung. Somit löst das Riechen unbewusst bestimmte Gefühle in uns aus. Wenn wir eine fremde Wohnung betreten, erfahren wir über den Geruchssinn, wo wir sind, können wahrnehmen, ob die Bewohner Raucher sind oder ob es tierische Mitbewohner gibt. Unser Gehirn sendet daraufhin Informationen wie Sympathie oder Warnsignale – vielleicht aufgrund einer Tierhaarallergie. Düfte und Gerüche können so unsere Stimmungen und unser Befinden unterschiedlich beeinflussen.
Widerstand zwecklos
Auch die Industrie ist sich der Macht der Düfte bewusst. Gezielt werden sie eingesetzt, um Emotionen in uns zu wecken. Denken Sie nur an den Geruch und die Wirkung von frisch gebackenem Brot im Supermarkt. Im Advent wurde der Weihnachtsbaum in den Schadow-Arkaden mit ‚Vanille-Kokosmakrone‘ beduftet. Und wenn Sie an der Kö an dem neu eröffneten Flagship-Store eines US-Kultlabels vorbeigehen, wehen Ihnen bereits auf der Straße Parfümschwaden entgegen. Ob diese Überduftung nach amerikanischem Marketingkonzept als Lockmittel auf hiesige sensible Nasen wirkt, ist allerdings fraglich.
Überladen und von schlechter Qualität empfinden wir Gerüche als Belästigung, die durchaus gesundheitsschädlich sein können. Grundvoraussetzung für eine wohltuende Atmosphäre ist daher ein stets gut gelüfteter Raum, denn wir benötigen Sauerstoff für unser Wohlbefinden. Außerdem lässt sich so vermeiden, dass schlechte Gerüche in Textilien wie den Teppich, Gardinen oder Couchbezug ziehen.
Die psychische Wirkung von natürlichen, ätherischen Ölen ist alt überliefert, und gezielt eingesetzt beeinflussen sie unsere Lebensqualität. So wirkt der Duft von Orange erfrischend und belebend, fördert die Kreativität und wirkt gegen Stress und Erschöpfung. Für einen erholsamen Schlaf sorgt Lavendel. Kamille beruhigt und fördert die Harmonie. Neben ätherischen Ölen findet man in den Geschäften Räucherstäbchen, Raumsprays, Lufterfrischer, Duftlampen und Diffuser. Wofür Sie sich auch immer entscheiden, eine angenehme Raumatmosphäre empfinden wir, wenn der Duft natürlich und nur sehr diskret in der Luft liegt.
Und übrigens, auch in meinem Büro weht nun ein warmes, edles ‚Vanillelüftchen‘. So ganz nebenbei habe ich nämlich gehört, dass der Duft von Vanille den Heißhunger auf Schokolade stillen soll. Schauen wir mal!
„Der Geruch des Basilikums ist gut für das Herz. Er nimmt die Traurigkeit, die von der Melancholie herrührt, und macht den Menschen glücklich.“
aus einem Kräuterbuch von John Gerarde (1545 – 1612), englischer Arzt

 
 
 
 
Ihre Katrin Hoppen
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