Liebe Freunde des Schwarz-Fahrens oder -Sehens, es gibt noch eine dritte weitaus positivere Art: das Schwarz-Essen. Irgendwie ist das  Wort ’schwarz‘ in Zusammenhang mit den obigen Formulierungen negativ besetzt. Am heutigen Tag jedoch absolut nicht. Wir sind dabei, eine vollkommen neue Erfahrung zu machen.
Im Four Senses bin ich mit zwei sehr guten Freunden zum ‚Dinner in the dark‘ angemeldet. Ich muss allerdings zugeben, dass ich die Küche schon zweimal in der vergangenen Woche im hellen Restaurant getestet habe und mit einem gewissen Vertrauensvorschuss in dieses Vergnügen starte. Denn man weiß ja nun nicht wirklich, was serviert wird. Bevor wir den dunklen Raum betreten, entscheiden wir uns für die Menüs und studieren kurz die Weinkarte. Die Auswahl ist einfach, es gibt wahlweise ein Vier- oder Sechsgang-Menü mit Fisch, Fleisch oder vegetarischer Hauptspeise.
So, nun geht’s los und wir wagen uns in den dunklen Raum. Unsere Bedienung Frau Aiya führt uns in einer lustigen Polonaise an den Tisch. Zunächst erfühlen wir unseren Platz und die direkte Umgebung. Ich kann Ihnen sagen: Es ist nichts, aber auch wirklich nichts zu sehen. Es kommt mir vor, als seien wir von einem schwarzen Loch verschluckt worden. Wir sehen im wahrsten Sinne des Wortes die eigene Hand vor Augen nicht.
Meeresrauschen und Möwenlaute dringen an unsere Ohren und etwas entfernter hören wir die Stimmen anderer Besucher. Frau Aiya bringt uns den Wein und das Wasser an den Tisch und stellt beides in die dafür vorgesehenen Kühler. Respekt – das ging ziemlich geschmeidig.
Jetzt sind wir selbst an der Reihe und beginnen mit der Befüllung unserer Gläser, die wir zunächst ertasten müssen. Jeder entwickelt dabei seine eigene Art, eine gewisse Füllmaßgenauigkeit zu erreichen. Der eine zählt bis drei – ich für meinen Teil nehme meinen Finger als Grenzwertgeber, damit das Glas nicht überläuft. So, das wäre schon mal geschafft. Wir erheben die Gläser, um irgendwo in der gedachten Mitte etwas oberhalb der Kühler anzustoßen und uns zuzuprosten. Kling, kling – es klappt und mit gewissem Stolz wird der erste Tropfen des gut gekühlten, im Barrique ausgebauten französischen Weines genossen.
Schon kommt ein Gruß aus der Küche und wir starten in den kulinarischen Teil des Abends. Jeder von uns ist in der Lage, diese erste Blindverkostung aufzulösen. Zugegeben,  man macht es uns aber auch nicht sehr schwer: Ananas, Apfel, Gurke und Möhre zu erschmecken, gehört ja nun wirklich zum kleinen Einmaleins der Geschmackssinne.
So einfach bleibt es nicht: Bei den weiteren Gängen können wir noch den ein oder anderen Volltreffer landen,  sind unter dem Strich hier und da dennoch kräftig auf dem Holzweg. Das Essen ist für uns eine echte Herausforderung – nicht nur wegen der Identifizierung der Speisen, sondern auch Gabel und Messer gezielt auf dem Teller zu führen, damit auch etwas in den Mund gelangen kann. Ein leckeres Vergnügen und interessante Erfahrung zugleich…
Mein Fazit jedoch: Das Auge isst mit – der Anblick der sehr schön angerichteten Teller im vorderen erleuchteten Teil des Restaurants lassen die Speisen nochmal so gut schmecken.
Der Blindflug ist wirklich als Abwechslung zu empfehlen, die Einrichtung des ‚Dinner in the light‘ Bereichs ist jedoch auch sehenswert und hinterlässt mit viel ‚Bling-Bling‘ ein wenig Hollywood-Feeling. Für was Sie sich auch immer entscheiden werden, ein Besuch ist auf jeden Fall sehr unterhaltsam – das gebe ich Ihnen Schwarz auf Weiß.
Mit leckerem Gruß aus dem Four Senses,

 
 
Ihr LeckerSchmecker
Jean Jacques
 
Restaurant Four Senses
Reyerhütter Straße 45-47 // MG
Fon 02161.9677726
www.four-senses.de
Öffnungszeiten
Di – Fr // 10 – 14 Uhr // 18 – 23 Uhr
Sa // 10 – 24 Uhr
So // 18 – 23 Uhr
Mo // Ruhetag