Keine Pestizide, keine Fungizide, keine künstlichen Dünger, keine Nitrate: Das alles spricht für Produkte aus Bio-Anbau. Aber wie kann es dann sein, dass die Landwirte von einem biologisch bewirtschafteten Acker überhaupt etwas ernten können? Wie werden die Böden genährt und wie werden Schädlinge abgewehrt? Lange konnten Bio-Bauern nur ihr Gefühl und die Ernte vorweisen, um ihr Tun gegenüber dem konventionellen Anbau zu rechtfertigen. Schweizer Forscher aber haben mithilfe eines Versuchsfelds das Gefühl in einem Langzeitversuch auf eine wissenschaftlich fundierte Basis gestellt.

Schon 1978 haben die Forscher in der Nähe von Basel das Versuchsfeld angelegt, von dem die eine Hälfte biologisch bewirtschaftet wird, die andere Hälfte konventionell. Da die klimatischen und geografischen Bedingungen gleich sind, lässt sich die Qualität vergleichen. Das Ergebnis: Im biologisch bewirtschafteten Boden ist mehr Leben drin.
Schon die Zahl der Regenwürmer ist im Bio-Boden deutlich höher als im konventionell bewirtschafteten. Das tut der Erde gut, denn die Würmer wühlen sie ständig um, was sie lockert und durchmischt. Ihre Gänge wirken wie ein Lüftungssystem, durch das gleichzeitig das Wasser gut verteilt wird. Regenwürmer ernähren sich von abgestorbenen Pflanzenteilen, ihre Hinterlassenschaften sind der reinste Bio-Dünger, der den Grund fruchtbar macht.
Wie lebendig der Boden ist, zeigte der Schweizer Forscher Alois Stöckli bereits in den 1940er Jahren, als er in einer Probe von einem Quadratmeter schwach humosen Sandboden, der 20 Zentimeter dick war, die Lebewesen gezählt hat: vier Billionen Bakterien und Pilze, eine Million Fadenwürmer, 500.000 Geißeltierchen, 200.000 Milben, 100.000 Springschwänze, 80.000 Ringelwürmer und 80 Regenwürmer. Sie alle lockern den Boden auf und versorgen ihn mit wichtigen Nährstoffen für die darauf wachsenden Pflanzen.
In diesen Kreislauf der Natur fügen sich die Bio-Landwirte ein. „Auf den Höfen herrscht eine Kreislaufwirtschaft, bei der die Tiere den Dünger für das Feld liefern“, weiß SuperBioMarkt-Leiterin Beate Brungs. „Feldfrüchte wie Weizen werden wieder an die Tiere verfüttert.“ Damit das Unkraut nicht zu viel wird, werden die Felder gestriegelt. Dabei wird das Unkraut mit Wurzeln herausgerissen, bleibt aber auf dem Feld liegen. So können sich Regenwurm und Co. ans Werk machen.
Aber auch im Biolandbau gibt es einige gute Tricks, um den Nährstoffgehalt der Felder zu erhöhen. So wird zum Beispiel Kleegras angebaut, an dessen Wurzeln sich besonders gern Knöllchenbakterien ansiedeln. Die kleinen Helfer sind in der Lage, Luftstickstoff zu binden und an die Wirtspflanze abzugeben. Ein Teil des Stickstoffs geht nach dem Absterben der Pflanze in den Boden über – als natürlicher Dünger. Auch Pilze und Stickstoff sammelnde Bakterien gehen mit den Wurzeln solche nährstoffbringende Verbindungen ein, die in der Fachsprache als Mykorrhiza bezeichnet werden.
Eine drei- bis vierjährige Fruchtfolge bewirkt, dass der Auf- und Abbau von Mineral- und Nährstoffen differenzierter erfolgt, sie daher länger enthalten bleiben. Der Jüchener Naturland-Bauer Thomas Sablonski, der den SuperBioMarkt mehrmals wöchentlich mit Gemüse und Kräutern beliefert, pflegt eine vierjährige Fruchtfolge, wobei seine Felder drei Jahre jeweils unterschiedlich bepflanzt werden und ein Jahr brachliegen, damit sich der Boden erholen kann.
Garnet Manecke