Borussia hat einen neuen Trainer und kämpft weiter um den Klassenerhalt.
Nach der 1:3-Niederlage beim FC St. Pauli zog Borussia die ‚Notbremse‘, trennte sich schweren Herzens von Trainer Michael Frontzeck und verpflichtete den Schweizer Lucien Favre, um den Klassenerhalt im verbleibenden letzten Saisondrittel vielleicht doch noch möglich zu machen. „Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir es noch schaffen können, in der Liga zu bleiben“, sagte der 53-Jährige – und erntete bei seiner Vorstellung im BORUSSIA-PARK manch ungläubigen Blick.
Sieben Punkte Rückstand hatte Borussia zum rettenden Ufer, noch dazu das mit Abstand schlechteste Torverhältnis. Für Eberl war der Trainerwechsel der vielleicht letzte Impuls für die Mannschaft, um den drohenden Abstieg zu vermeiden: „Ein neuer Trainer findet immer auch eine neue Ansprache, eine neue Motivation in der Mannschaft und kreiert so auch eine neue Chemie. Er kommt unverbraucht in die Mannschaft“, so Eberl. „Außerdem betrachtet ein neuer Trainer sein Team auch immer auf eine andere Weise, aus einem neuen Blickwinkel, als es sein Vorgänger getan hat. Und die Spieler sind nun noch mehr in der Verantwortung, als sie es ohnehin schon waren.“ Das klappte zum Auftakt gegen den FC Schalke 04 perfekt, Borussia landete endlich den ersten Heimsieg der Saison (2:1) und konnte den Abstand zum rettenden Ufer verkürzen.
Favre ist laut Eberl der Wunschkandidat für den Trainerposten, er kann die vom Verein erarbeitete Philosophie fortsetzen: „Er ist dafür bekannt, dass er sehr gern und sehr intensiv mit jungen Spielern arbeitet – und das ist ja etwas, was gut zu unserem Kader passt.  Er arbeitet in allen Belangen sehr akribisch und analytisch, er kann einer Mannschaft eine Struktur geben und formen. Er hat eine Philosophie und einen genauen Plan davon, wie er Fußball spielen lassen möchte.“
Nach seiner aktiven Fußballerkarriere bei Lausanne Sports, Xamax Neuchâtel, dem FC Toulouse und Servette Genf musste der 24-fache Nationalspieler seine aktive Karriere aufgrund einer schweren Knieverletzung beenden und startete fortan seine Trainerkarriere in seinem Schweizer Heimatort Saint-Barthélemy bei den Junioren, später den Senioren des FC Echallens.
Mit der Ersten Mannschaft des Vereins gelang der Aufstieg in die Schweizer Nationalliga B, der erste Höhepunkt seiner Trainerkarriere. Nach einer Zwischenstation als sportlicher Leiter bei Xamax Neuchâtel wechselte Favre 1997 zu Yverdon-Sports, wo er die Mannschaft umkrempelte, in der Saison 1998/1999 in die Nationalliga A aufstieg und dort auf Anhieb überraschend Platz fünf erreichte. Danach wechselte er zu Servette Genf, gewann mit dem Club 2001 den Schweizer Pokal und führte ihn anschließend bis ins Achtelfinale des UEFA-Pokals.
Nach diesen Erfolgen gönnte sich Favre eine einjährige Auszeit, um sich in Sachen Fußball bei internationalen Topvereinen wie zum Beispiel Arsenal London weiterzubilden. Nach dieser kreativen Schaffenspause übernahm er 2003 den Trainerposten beim FC Zürich und machte aus dem Krisen- einen Spitzenclub. 2005 gewann er dort den Schweizer Pokal und in den darauf folgenden Jahren zweimal die Meisterschaft. Kaum eine Mannschaft spielte spektakulärer als der FCZ.
Das machte ihn auch im Ausland interessant, Hertha BSC Berlin suchte zur Saison 2007/08 einen Nachfolger für den entlassenen Falko Götz, die Wahl fiel auf Favre. Nach Rang zehn in der ersten und angesprochenem Platz vier in der zweiten Saison (inklusive der Wahl zu Deutschlands Trainer des Jahres) wurde Favre nach verpatztem Saisonstart im September 2009 entlassen.
Bis zu seinem Amtsantritt in Mönchengladbach hatte der Schweizer kein neues Amt mehr übernommen. „Ich war zuvor fast ununterbrochen im Geschäft, deswegen hat mir die Pause ganz gut getan“, meint Favre. Er habe sich weitergebildet, seine Sprachkenntnisse verbessert und jede Menge Fußballspiele in England, Frankreich, Italien und vor allem in Deutschland im Fernsehen und live vor Ort gesehen.
Nun ist er zurück auf der großen Fußballbühne „Es ist für mich ein Traum, wieder in Deutschland arbeiten zu dürfen. Borussia Mönchengladbach ist ein fantastischer Traditionsverein. Als ich das Angebot bekam, musste ich nicht lange überlegen. Das ist eine große Herausforderung für mich.“ Eins ist klar:
Lucien Favre wird alles dafür tun, um diese Herausforderung schnell zu meistern.