Ina G. zieht einen der grünen Säcke aus dem Schrank, streift ihre gelben Arbeitshandschuhe über und greift nach der Arbeitszange. Montags und mittwochs macht sie ihre Runden in den Straßen um das Café Pflaster in Mönchengladbach. „Wenn ich vor die Tür trete, finde ich meist schon die ersten Sachen“, sagt sie. Besonders montags, wenn am Wochenende in der Altstadt viel los war. „Dann teile ich mir die Arbeit mit den Mitarbeitern der GEM. Einige von ihnen kenne ich schon.“ 2005 hat Ina G. eine Patenschaft für die Sauberhaltung der Plätze und Grünanlagen um Haus Zoar, der evangelischen Christus Kirche, der historischen Gaststätte Kabuff und dem Kapuzinerplatz übernommen.

Im Café Pflaster finden Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten Hilfe. Hier können sie ein Frühstück oder Mittagessen einnehmen und finden in dem Team von Sozialarbeitern, Streetworkern und Krankenschwestern Ansprechpartner für Probleme. Für Ina G. eine wertvolle Anlaufstelle im Alltag. „Ich brauchte eine Struktur für den Tag“, sagt die 49-Jährige. Schon zuvor hat sie begonnen, sich in der Kleiderkammer der Diakonie zu engagieren. „Die habe ich mit aufgebaut“, sagt sie. Sie findet es wichtig, sich einzubringen. „Auch wir wollen in einer sauberen Stadt leben, das will ich damit zeigen.“

Mit ‚Wir‘ meint Ina G. sich und die anderen Gäste des Café Pflaster. In Mönchengladbach und Rheydt kümmern sich insgesamt 15 Café-Gäste um 13 Plätze in Mönchengladbach und Rheydt. Sie alle haben eine Vereinbarung mit der Initiative Clean-up-MG, dem Diakonischen Werk als Träger des Café Pflaster und der Drogenberatung Mönchengladbach unterschrieben. Darin sind die Regeln für das ehrenamtliche Engagement festgelegt: Unter Drogen- oder Alkoholeinfluss dürfen die Paten während ihrer Arbeit nicht stehen, Passanten gegenüber sollen sie sich höflich verhalten und im Konfliktfall sachlich bleiben.

Der Dienst ist beliebt. „Wir haben sogar eine Warteliste mit sechs Interessenten“, sagt Streetworker Martin Büssen. Der Diplom Sozialpädagoge beobachtet, wie viele positive Nebenwirkungen das ehrenamtliche Engagement hat. „Die Paten erfahren eine Wertschätzung für ihre Arbeit“, sagt er. „Sie übernehmen Verantwortung und kommen mit anderen Menschen in Kontakt.“ Einige dürfen ihre Arbeitsutensilien sogar bei Geschäftsleuten unterstellen.

Fällt einer der Paten aus, übernehmen die anderen die Vertretung. Auch wenn ihnen im Stadtbild etwas auffällt, geben sie Bescheid. „Als beim Spritzenautomaten immer die Verpackungen auf dem Boden lagen, haben wir einfach bei der GEM angerufen“, erzählt Ina G. „Die haben dort sofort einen Papierkorb aufgestellt.“

In ihren Revieren sind die Platzpaten bekannt. „Ich werde immer wieder angesprochen“, sagt Ina G. „Dann entwickeln sich oft interessante Gespräche.“ Wie die anderen nimmt sie ihren Dienst sehr ernst. Deshalb fehlt sie auch nicht an Tagen wie Silvester, dem Stadtfest oder nach Karneval, wenn besonders viel zu tun ist. Sie klaubt Scherben aus den Grünanlagen, hebt Verpackungen mit Essensresten auf und sammelt gebrauchte Taschentücher und Zigarettenpackungen ein. Ihr Verhalten hat sich in den vergangenen acht Jahren verändert. „Früher habe ich auch meine Zigarettenkippen einfach weggeschmissen“, sagt sie. „Heute benutze ich einen Taschenaschenbecher. Gerade Zigaretten sind total schädlich für die Umwelt, weil ja alles ins Grundwasser geht.“

Garnet Manecke

 

Clean-up-MG e.V.
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