Oleeee Olee Olee Oleeee – wir sind die Champions – Olee! Wer ist eigentlich dieser Ole? Klingt eher nach einem alkoholfreien dänischen Büchsen-Bier oder einer Kinderbett-Matratze von Ikea, Gang 4, Regalfach 9. Sollte für uns während der erfolgreichen EM-Vorrunde doch eigentlich Gomez Gomez Gomez heißen – auch, wenn Mehmet Scholl persönlich anderer Meinung ist. Aber wer glaubt schon einem Mann, der graue Kaschmir Pullover trägt und gertenschlank Weizenbier trinkt? Da wären Calli oder Waldemar schon deutlich glaubhafter gewesen!

Die Stimmung ist gut – hoff entlich noch lange – und auch über’s Halbfi nale hinaus. Gegen die Goudas haben wir brilliert, dann gab’s für die Bukos kräftig eins vor den Latz und im Viertelfi nale gegen Tzatziki & Co. war’s ein Freudentanz. Wenn das so weiter geht, lasse ich mir auch ein tailliertes Hemd nähen und die Haare Jogi-schwarz färben. Wenn wir dann trotzdem ausscheiden, kann ich ja immer noch im Eiscafé als Kellner jobben und den Parmesankäse einfrieren.

Anfangs war die Euphorie ja noch ganz verhalten und nur vereinzelt sah man hier und da ein schwarz-rot-goldenes Bekenntnis zum deutschen Fußball. Nur zaghaft wehten die Seitenscheiben-Fähnchen und nur Hartgesottene zogen schon die Bundesverhüterli-Socken über die Außenspiegel. Doch jetzt sind wir wieder mittendrin statt nur dabei. Man darf sich wieder freuen! In der Zeitung standen schon Verhaltensmaßregeln für den Autokorso. Vielleicht gibt’s bald eine DIN 56.587 ‚Der deutsche Autokorso. Umsetzung und Verhalten‘. Lt. § 2, Abs. 4 ff . „… darf man seine Freude durch kurzes Betätigen der Hupe zum Ausdruck bringen, jedoch nur außerhalb von Wohngebieten zwischen 18.45 und 21.30 Uhr – gilt nicht bei Nebel.“

Nach dem zaghaften 1:0 gegen Portugal waren schon die ersten Korsos stadteinwärts unterwegs und vermittelten die Atmosphäre einer türkischen Hochzeit mit hoher Beteiligungsdichte an schwarzen 3er BMWs. Wie soll sich da denn erst die Freude beim erfolgreichen Abschluss des Endspiels ausdrücken?!? Deutschland gegen Niederlande – das wäre meine Traumbegegnung für’s Endspiel gewesen. Dann beim Stand von 3:0 auf dem Marktplatz von Nimwegen stickum den schwarz-rot-goldenen Liegestuhl einklappen, die leeren Bitburger Dosen in die Rabatten werfen und den Fernzünder für’s Höhenfeuerwerk in Bundesfarben auf Abpfi ff -Zeit programmieren.

Übrigens: Welche Tiere können kein Fußballspielen? Antwort: Robben…

Eigentlich bin ich ja gar kein sooo großer Fußball-Fan. Aber wenn es dann einmal losgeht, die Chips auf dem Tisch stehen, die mitgebrachten Frikadellen jede Ernährungsumstellung zum Teufel jagen und die vertraute Stimme von Béla Réthy die Mannschaftsaufstellung verliest, dann ist sie wieder da: diese kollektive Wohlfühl-Romantik beim Rudelgucken. Bei naher Kameravorbeifahrt in Großaufnahme sieht unser bunt gemischter Kader zwar aus, wie die Bewerbergruppe für den Wärterjob am neuen Eisbärgehege im Duisburger Zoo, aber wen interessieren schon tätowierte Rapper-Arme oder ein Opossum-Lächeln, wenn die Leistung stimmt und wir am Ende hoff entlich Europameister werden? Lass sie doch alle lästern über die Frisur vom Gomez, die Löckchen vom Bierhoff und die Interviews von Podolski. Mich ärgerte nur der in der Zeitung zu lesende Tagesablauf von Philipp Lahm im direkten Vergleich zu unserer Kanzlerin. Für sooo viel Geld kann man ruhig auch mal eher aufstehen!

Auf der Homepage des DFB sind übrigens ganz nette Spielerportraits mit einem klugen Sprüchlein zu jedem Spieler. Bei Holger Badstuber ist das Zitat eines amerikanischen Schriftstellers aufgeführt, das ich bei den Holländern gerne bei meinem Wunschspiel auf Flugblättern verteilt hätte: „Wer seine Träume der Wirklichkeit opfert, gibt sich für immer geschlagen“.

Mein Tipp für’s Endspiel gegen Spanien: 3:1. Einmal Gomez, einmal Reus und Klose – ich will noch mal den Salto sehen! Danach starten wir dann unseren Korso und gehen Paella essen.

Ihr

Gregor Kelzenberg

Anm. d. Redaktion: Dieser Artikel wurde zum Redaktionsschluss und damit bereits vor der Halb- nalbegegnungDeutschland – Italien verfasst.