Bald ist es endlich wieder so weit. Wenn die Tage der Völlerei abgehakt sind, alle Baumkuchen gefällt und die güldenen Ferrero Pyramiden erfolgreich zum Einsturz gebracht wurden, stellt sich die jährlich wiederkehrende Gretchenfrage: Wohin mit dem Feiertagsspeck?
Jetzt gilt es wieder, sich zu entscheiden: Welche der gefühlten 100 Diäten soll es denn in diesem Jahr sein? 15 Pfund abzuspecken dürfte doch bei dem Überangebot an Möglichkeiten kein Problem darstellen. Zwischen der Atkins- und der Weight Watchers Diät wird es doch wohl eine Hoffnung geben, den Waschbrettbauch bis Karneval wieder zu aktivieren. Wichtig ist jedenfalls, nicht drüber zu reden. Jeder verklickert einem Geheimtipps, die, wenn man ihnen glaubt, das Abnehmen zum reinsten Vergnügen machen.
Würde ich morgens nach 150 Sit-Ups mit hochrotem Kopf einen Liter warmes, stilles Wasser trinken, könnt´ meine Frau den Frühstückstisch neu eindecken, weil ich gleich zwei Schüsseln Seitenbacher Müsli auf dem Tisch verteilt hätte („Weischt Karle, des wüad au dir guat tun – doh häscht au koane Probleme mit doana Verdauung…“). Dieser morgendliche Radiowerbespot beflügelt mich übrigens fast noch mehr als der Carglass-Reparatur-Chor.
Weniger essen heißt bei mir: mehr Hunger. Wer morgens nur Möhrchen knabbert und bis zum Mittagessen gestiftelte Rohkost aus seiner Tupperdose schmaut (Anmerkung: eine Mischung aus Schmecken und Kauen, auch KauJogging genannt), ist entweder Engländer, magersüchtig oder auf einer einsamen Insel ohne Aldi Filiale. Beim ersten Anzeichen von sinkendem Blutzucker flashen vor meinen Augen große Cappuccino Tassen mit Sahnehäubchen auf. Abends gesellen sich frisch gezapfte Bitburger Tulpen neben Mettbrötchen und Frikadellen hinzu.
Ob Kartoffel- oder Kohlsuppendiät – entscheidend ist, neben dem Einhalten einer solchen, dass man darüber sein Lächeln nicht verliert. Wer beim Bäcker vorbeifährt und verstohlen den Blick abwendet, ist selber schuld. Lafer-Lichter-Lecker ist deshalb kein Pornofilm und beim Besuch der Delikatessabteilung im Carsch-Haus muss man sich keinen Schnurrbart ankleben. Die mannigfaltigen Versuchungen stehen in direkter Konkurrenz zu den Möglichkeiten, sein Wunschziel zu erreichen.
Wenn da nur nicht die guten Vorsätze wären! George Bernhard Shaw sagte vor über hundert Jahren:
„Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, nicht mit schlechten.“
Als ich neulich mit Ulrich Wickert dem neuen Asphalt beim Flüstern zuhörte, verabschiedete er sich mit den Worten: „Schultern runter, lächeln und das Atmen nicht vergessen“. Probieren Sie es ruhig auch einmal. Denn Sie wissen ja: Nicht der Stress macht uns krank, nur die fehlende Entspannung.
In diesem Sinne – bis die Tage. Gregor Kelzenberg